KLIMATISIERUNG OHNE STROM, Iran 2014

Bādgire, so nennen die Perser die Türme, welche die horizontale Silhouette der iranischen Wüstenstadt Yazd durchbrechen und gegen Himmel ragen. Mit ihren in alle Himmelsrichtungen weisenden Öffnungen fangen sie den Wind ein. Sie sorgen im heißen Wüstenklima für eine angenehme Belüftung und Kühlung der Wohnräume ohne den Einsatz von elektrischer Energie. Was wie Zauberei klingt folgt den Gesetzen der Physik. Ein hoher Kamin, der Bernoulli-Effekt aus der Strömungsmechanik und die Verdunstungskälte aus der Thermodynamik sind perfekt aufeinander abgestimmt. Im Zusammenspiel aller Faktoren kann die Außenluft von 48 Grad Celsius im Gebäudeinneren um bis zu 20 Grad Celsius abgesenkt werden.
Wer jemals ein derart gekühltes Gebäude aus der prallen Hitze kommend betreten hat, weiß es dankbar zu schätzen, welchen Dienst die Bādgire den Menschen dieser Breiten erweisen. Für die technische Funktionalität, die durch die Konstruktion der Windtürme gewährleistet wird, spielt das kostbare Element Wasser die wichtigste Rolle. Das verdunstende Wasser erhöht die Luftfeuchtigkeit, ein erster Schritt hin zum Mikroklima. Die Wüstenwinde erzeugen an den windabgewandten Seiten der Türme den notwendigen Unterdruck. Dieser saugt die warmen Luftschichten aus dem Gebäude, die abgekühlte Luft zieht von den untersten Räumen nach. Das Haus ist ohne Energie zu verschwenden natürlich klimatisiert.